Diese Arbeit ist eine Aktualisierung des 2007 veröffentlichten systematischen Cochrane-Reviews zum Thema familienzentrierte Versorgung (Shields 2007). Für diese Aktualisierung haben wir den Titel geändert, um deutlich zu machen, dass es ausschließlich um Kinder zwischen 0 und 12 Jahren geht. Frühgeborene haben wir nun ausgeschlossen und einige weitere Auswahlkriterien geändert: · Es werden nur noch randomisierte kontrollierte Studien eingeschlossen; · die Bewertung der Familienbezogenheit von Interventionen als Einschlusskriterium wurde verändert; · einzelne Interventionen, die kein Beispiel für einen familienzentrierten Ansatz darstellen, wurden ausgeschlossen; · das Auswahlkriterium, nach dem Studien mit einer nicht ausreichenden Verblindung der Beurteilung von Endpunkten aus dem Review ausgeschlossen wurden, wurde gestrichen.
Wenn ein Kind ins Krankenhaus kommt, hat das Auswirkungen auf die ganze Familie. In der Versorgung müssen Pflegefachleute, Ärztinnen und Ärzte und Betreuungspersonen berücksichtigen, dass sich der Krankenhausaufenthalt des Kindes auf alle Familienmitglieder auswirkt. Die „familienzentrierte Versorgung“ ist eine Möglichkeit der Versorgung von Kindern im Krankenhaus. Sie besteht in einer „Versorgung von Kindern und ihren Familien in Gesundheitsdiensten, die sicherstellt, dass die Versorgung um die gesamte Familie herum geplant und nicht nur auf das einzelne Kind/die Einzelperson bezogen wird, und in der alle Familienmitglieder als Empfänger von Versorgungsdienstleistungen gesehen werden“ (Shields 2006, S. 1318 ). Im Zuge der Veränderungen von Familienstrukturen, etwa der Entstehung von Einelternfamilien, stellt sich jedoch die Frage, wie diese Versorgung am besten zu gestalten ist. Um sicherzustellen, dass Kinder so versorgt werden, dass sie emotional möglichst wenig traumatisiert und in ihrer Genesung unterstützt werden, muss die Wirksamkeit solcher Versorgungsmöglichkeiten untersucht werden.
Dieser Review möchte genau das durch die Untersuchung von Arbeiten zur familienzentrierten Versorgung leisten. Wir suchten dafür nach randomisierten Studien zu Maßnahmen im Rahmen der familienzentrierten Versorgung bei Kindern zwischen 0 und 12 Jahren während eines Krankenhausaufenthalts. Potenziell relevante Studien wurden dabei nach Kriterien bewertet, die wichtige Teile der familienzentrierten Versorgung darstellen. Trotz umfassender Suche fanden wir nur eine Studie von mäßiger Qualität (Bolton 2004), die wir einschließen konnten. Diese Studie entstand im Rahmen einer Doktorarbeit und zeigt, dass sich das Modell der familienzentrierten Versorgung positiv auf die Angemessenheit der Versorgung der Kinder, die Zufriedenheit der Eltern und die Kosten auswirkte. Bei anderen Kennzahlen wie klinischen Endpunkten und dem Verhalten der Kinder ergaben sich keine signifikanten Unterschiede zwischen dem Modell der familienzentrierten Versorgung und der üblichen Patientenversorgung. Von schädlichen Auswirkungen wurde nicht berichtet.
Im Zuge der Recherche für diese Aktualisierung fanden wir auch 25 qualitative Studien, die verschiedene Aspekte der familienzentrierten Versorgung beschrieben. Das Joanna Briggs Institute wird einen Review zu diesen Studien veröffentlichen. Aus dieser Aktualisierung des Cochrane-Reviews schließen wir jedoch vor allem, dass weitere, gründliche Forschungsarbeiten nötig sind, um die Wirkung der familienzentrierten Versorgung auf das kindliche Erleben des Krankenhausaufenthalts sowie auf die Eltern, die Mitarbeiter im Krankenhaus und auf Endpunkte der Dienstleistungserbringung, beispielsweise Kosten, zu bewerten.
S. Schmidt-Wussow, Koordination durch Cochrane Schweiz.